Helga König im Gespräch mit Wolf - Alexander von Wangenheim, Elektroingenieur und * Pazifist *.

Lieber Wolf - Alexander von Wangenheim, Sie lassen uns im Netz wissen, dass Sie Elektroingenieur, Pazifist, Träumer und Wald- Seeliebhaber sind. Auf Twitter hat man Gelegenheit, Ihre Geisteshaltung und Ihre Liebe zur Natur ein wenig kennenzulernen.

Es freut mich, Sie für ein Interview auf "Buch, Kultur und Lifestyle" habe gewinnen können und dass Sie hier an dem Ethik-Langzeitprojekt "Interviews- Begegnungen mit Menschenfreunden im Netz"  teilnehmen.

Helga König: Sie schreiben, dass Sie Pazifist sind. Kann es nach Ihrer Meinung einen Pazifismus mit Waffen geben? 

Wolf-Alexander von Wangenheim

Wolf - Alexander von Wangenheim:
Der Pazifismus braucht keine Waffen, um etwas zum Guten zu wenden.

Göttliche Regeln machen Waffen nicht notwendig.

Wenn jemand mit Herz, Geist und Verstand die Gebote GOTTES lebt, wird dadurch kein Schaden entstehen.

Mahatma Gandhi, Lida Gustava Heymann, Martin Luther King, Mutter Teresa usw. waren Pazifisten.

Diesem Anspruch werden die wenigsten gerecht.

Helga König

Helga König:
Was sind für Sie die Grundlagen friedlichen Zusammenlebens? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Erstens die 10 Gebote (Dekalog) bzw. die Grundregeln aus anderen Religionen. Zweitens mit sich selbst in den Frieden zu kommen. Hierzu empfehle ich das Buch des Dalai Lama: "Ethik ist wichtiger als Religion".

Helga König: Sie haben am 16. September nachstehenden Satz retweetet: "Es sind Wärme & Güte der Herzen, die Menschen Größe verleihen." Was hat Sie bei diesem Satz zu RT veranlasst?

Wolf - Alexander von Wangenheim: Ja, das war ein Tweet vom Dalai Lama ins Deutsche übersetzt. Unsere Vorbilder sind in der Regel Stars in Film und Sport, Millionäre, Milliardäre – also Menschen mit weltlicher Macht. Laut Werbung sollen wir hier in Europa abfahren auf Geld, Macht, Aktien, Yachten, Villen, teure Kleidung, Autos, Events, Fun, cooles Outfit, Medien, Computer, smarte Geräte, Partys und steile Karrieren.

Im Tweet vom Dalai Lama geht es um eine andere Sichtweise. Die inneren Werte stehen im Vordergrund und ihre Wirkung auf die Menschen. Jeder sollte sich selbst überlegen, was auf seinem spirituellen Weg wichtig ist. 

Helga König: Retweetet haben Sie am 5. September den Satz: "Das Meiden bestimmter Menschen zum Schutz deiner emotionalen Gesundheit ist keine Schwäche. Es ist Weisheit."   Mir selbst fallen in diesem Zusammenhang toxische Zeitgenossen ein. Ist es ethisch vertretbar, diese aus dem eigenen Leben auszuschließen?

Wolf - Alexander von Wangenheim: 

Ja!

Jeder kann nur innerhalb seiner eigenen Möglichkeiten agieren. Man sollte sich nicht überfordern – aus Liebe zu sich selbst. Schwierige Menschen am besten nicht bewerten, aber sich von ihnen mit Respekt verabschieden. Sie aus dem eigenen Geist entfernen, ist nicht einfach. Falls sie einen nur aufregen, weil sie ein unbewältigtes Thema von einem selbst triggern, wird ein anderer Zeitgenosse kommen und die Sache wird neu hochkommen. Toxische Menschen gibt es nicht, da das Toxische aus bestimmten Situationen heraus entsteht. So kommen wir beispielsweise im Urlaub mit vielen fremden Leuten freundschaftlich in Kontakt. Es gibt weniger Druck wie z. B. in Arbeitsverhältnissen. 

Helga König: Ist für Sie als Pazifist einen Tyrannenmord zu akzeptieren, wenn er offensichtlich die einzige Möglichkeit darstellt, ungezählte Menschenleben zu retten? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Hier sollten wir über die "Allmacht Gottes" nachdenken. Die Aktion und das Ergebnis, wie in Ihrer Frage beschrieben, halte ich für unrealistisch. Die Macht, auf diese Weise das Weltgeschehen zu beeinflussen, haben wir nicht. 

Helga König: Wie weit kann ein Mensch die Welt verändern? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Ich glaube, dass ein Gebet die Welt mehr verändern kann als eine Aktion in der 3D-Welt. Ein Mensch kann sich im Gegensatz zu einem Atom entscheiden. Wie und wann wir uns existenziell entscheiden oder ob aktuell ein fertiges Programm abläuft, wissen wir nicht. Wie dieses Programm entstanden ist und wie die Hardware dazu aussieht, weiß ich leider nicht. 

Eine vereinfachte IT (Informationstechnik) analog zu unserem Leben, kann ich berufsbedingt an Computersystemen erkennen. Es gibt Hardware, Betriebssysteme, Quellcodes, Compiler und Anwender. Den Menschen sehe ich hier zum Teil bei der Herstellung des Quellcodes und bei dem Anwender.

Noch ein Spruch zum Schluss: "Alles geschieht nach unseren Wünschen, aber nach Gottes Regeln."

Helga König: Was bedeutet Ihnen Gerechtigkeit? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Es gibt 1000 Vorstellungen von Gerechtigkeit und nur eine Gerechtigkeit im Himmel. Vielleicht ist auf der Welt die göttliche Gerechtigkeit bereits vorhanden. Wenn ich das glaube, so stellt dies bereits viele Vorstellungen und Meinungen auf den Kopf.

Die Bibelstellen Nehemia 9,33 und 1. Johannes 1,9 finde ich hier spannend:

"Du, unser Gott, bist gerecht bei allem, was über uns kommt; du hast die Treue bewahrt, wir haben uns schuldig gemacht."

"Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit."

Etwas Comedy nebenbei: Schiedsrichter beim Fußball sind natürlich immer gerecht. 

Helga König: Gibt es für Sie eine Lieblingstugend und falls ja, weshalb hat genau diese den höchsten Stellenwert bei Ihnen?

Wolf - Alexander von Wangenheim: Eine Lieblingstugend habe ich nicht, aber ich sage es mal mit 1. Korinther 12+13:

"Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich´s stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen." 

Helga König: Hat Wahrheit vielerlei Gesichter oder gibt es nur eine Wahrheit? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Menschliche Wahrheit hängt von dem Betrachter ab. Somit gibt es viele davon. Viele Menschen leben auch in mehreren Wahrheiten.

Gut anschaulich sehe ich dieses im Sport. Da gibt es Regeln, Schiedsrichter, Fans, Zuschauer, Sportler, Journalisten, Kritiker Trainer und ein Pfiff und danach viel Geschrei.

Helga König: Machen "Freund"-"Feind"-Betrachtungen Sinn oder sind sie kontraproduktiv, wenn man Frieden herstellen möchte? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Die Freund-Feind-Betrachtung liegt in unserer Natur. Sie ist nicht hilfreich für den Frieden, insbesondere wenn sie missverständlich und unpräzise ist. Im Alter sollte diese Betrachtungsweise abnehmen, was aber nicht immer einfach ist. So bewundere ich Menschen, die sich mit ihren Peinigern treffen und ihnen verzeihen. Beispiele aus dem Jugoslawienkrieg haben mich bewegt.

Bei den aktuellen politischen Diskussionen würde es schon was bringen, wenn wir in unseren Sätzen zwischen Land, Regierung, Parlament, einzelnen Personen, Bevölkerung und Teile der Bevölkerung unterscheiden.

So kann beispielsweise ein Land niemals Krieg beginnen. Es sind immer Menschen, denen das einfällt. Ein Land besteht auch aus Bergen, Flüssen, Tälern, Straßen und Wäldern.

Des Weiteren wird argumentiert, dass Deutschland ein reiches Land sei. Aber stimmt das wirklich? Es hat zwar eine gute Infrastruktur und ein gutes Bruttoinlandsprodukt, aber gleichzeitig auch hohe Schulden. Der materielle und finanzielle Reichtum ist bei der Bevölkerung sehr unterschiedlich.

Helga König: Sie schreiben "Ins Licht gehen ist immer eine gute Idee". Was bedeutet das für Sie im übertragenen Sinne? 

Wolf - Alexander von Wangenheim: Die Leser wollte ich zum Schmunzeln bringen.

Einfach selbst ausprobieren. Smile!

Lieber Wolf - Alexander von Wangenheim, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche  Interview. 

Helga König


Wolf-Alexander von Wangenheim, sprachlich überarbeitet von C. Gorius.

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